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Der Kranzschwinger, der Steinach und das Gredhaus entdeckte

Das Gredhaus ist heute das historische Prunkstück von Steinach. Es hat hohe Zeiten erlebt und wurde als Getreidelage und Salzlager genutzt im Rahmen seines Standorts unmittelbar beim Steinacher Hafen. Die politischen Wirren liessen es einmal zu einem Kloster gehören und dann wieder zur Stadt St.Gallen. Die Gemeinde Steinach war damals jedenfalls ein gefragter Flecken Erde, gelegen am See, ausgestattet mit einem Hafen. Und auf das Gredhaus hatte es im Jahr 1972 ein Innerrhoder abgesehen, zwar nicht auf das ganze Haus, sondern auf die Räumlichkeiten im Parterre, die er als Reinigungsanstalt nutzen wollte.

Kranzschwinger Sepp Sutter in seiner aktiven Zeit. Bild links als 18jähriger mit dem Kranz am Schwellbrunn-Schwinget.

Doch beginnen wir am Anfang. Im Jahr 1972 kam Sepp Sutter mit seiner Gattin Silvia und den drei Töchtern Franziska, Barbara und Monika nach Steinach. Der gelernte Metzger musste aus gesundheitlichen Gründen im Alter von 32 Jahren den Beruf wechseln. Wie weitermachen, war sein Problem. Seinen Beruf hatte er mit grossem Bedauern fallen gelassen. Sein Körper ertrug die Kälte des Kühlraumes nicht mehr. Als Metzger hatte er in jüngsten Jahren eine solide Karriere hingelegt. Im Jahr 1956 begann er in Herisau mit der Metzgerlehre. Neben seinem Beruf machte sich Sepp Sutter im sportlichen Bereich einen Namen, nämlich in der Disziplin Schwingen. Bereits mit 18 Jahren konnte er sich am Schwingen in Schwellbrunn einen Kranz erkämpfen. Und er war auch der erste Schwinger im Appenzellischen Schwingverband, der sich am Eidgenössischen Schwingfest einen Kranz holte. Wieviel sein siegreiches Wirken im Schwingen wert sein wird, sollte er schon bald nach seiner Berufslehre erfahren. Er hatte nach erfolgreichen Wettkämpfen zwar nie einen Muni nach Hause gebracht, doch konnte er etwas später feststellen, dass die Beziehungen, die er mit seinen Schwingerfolgen schaffen konnte, viel wert waren. Dass er als 25jähriger Metzger schon eine eigene Metzgerei führen konnte und das mit Erfolg, spricht für seine Fähigkeiten und sein Beziehungsnetz, denn verschafft hatte ihm die Firma ein Schwingermäzen.

Der Schritt in die Welt der Kleiderreinigung

Der Umstand, dass er nach diesen Jahren gesundheitsbedingt, wegen Rückenproblemen, seinen Beruf wechseln musste, führte ihn in die Ostschweiz. Sepp Sutter liebte seinen Beruf, er war mit Leib und Seele Metzger, doch was sein muss, muss sein. Seine Überlegungen gingen zuerst in Richtung Gastronomie. Doch sein Weg führte ihn zu einer Wäscherei. Im Steinacher Gredhaus bot der bisherige Betreiber der Wäscherei den Betrieb zum Verkauf an. Sutter nutzte die Chance, erneut selbständig tätig zu sein und kaufte die Wäscherei. Viel Ahnung hatte er von diesem Geschäft nicht, doch schloss er im Alter von 32 Jahren den Handel ab vertiefte sich in diese Materie. In denselben Räumlichkeiten hatte auch Ferdinand Zöllig von 1948 – 1963 gewirkt, bis er gegenüber dem Steinacher Hafen sein neues Firmengebäude erstellte.

Sepp Sutter (l.) mit der Belegschaft seiner Reinigungsfirma vor seinem Firmensitz, dem Gredhaus.

Mit einem erfolgreichen Geschäftskonzept unterwegs

In den Räumen des Gredhauses konnte Sepp Sutter ab dem Jahr 1972 in der Folge mit guter Arbeit ein solides Geschäft aufbauen. Mit dem Namen „Thermatic-Teppich- und Berufskleiderreinigung“ reinigte er nicht nur einzelne Kleiderstücke, sondern konnte mit den umliegenden Firmen, z.B. Saurer, Hügli und Hartchrom bis nach Amriswil und Frauenfeld, Reinigungsverträge abschliessen und die Berufskleider, die in seinem Besitz waren, reinigen und ausmieten. Gegen die 140 Firmen konnte er bedienen. Begonnen hatte es mit den Aufträgen für die Firma Saurer in Arbon. Die Überkleider der Mitarbeiter konnten nichtmehr in den heimischen Waschmaschinen gereinigt werden. Ölrückstände und Fetter hatten in den kleinen Waschmaschinen nichts zu suchen. In diese Lücke sprang Sepp Sutter mit seinem Reinigungsservice. Mit einem Personalbestand von neun Frauen und Männern arbeitete er bis 1996 im Gredhaus. Sein Handwerk war indes immer begleitet von Lärm- und Geruchsimmissionen. Als Gegenmassnahme baute Sutter bereits zum Beginn seiner Tätigkeit eine Aktivkohlefilteranlage ein. Seine Tätigkeit im Gredhaus beendet hatte er indes wegen mangelnder Nachfolge. Beim dem Entscheid mitbeteiligt war auch der Zustand der Räumlichkeiten im Gredhaus. Das Ende der Firma wäre nicht notwendig geworden, hätte Sutter die Bemühungen, die Firma andernorts im grösseren Rahmen weiterführen zu können, zum Erfolg geführt. Das Ersteigern einer Halle in Arbon zu diesem Zweck misslang ihm. Und so beendete er seine geschäftlichen Tätigkeiten im Gredhaus, setzte die Räumlichkeiten gemäss Weisung der Besitzerin wieder in den Originalzustand zurück und konnte die neueren Maschinen weiter verkaufen sowie auch seinen Kundenstamm.

Platz für eine Kuh und eine Geiss

Blicken wir nochmals zurück auf das Jahr 1971 zurück. Das Ehepaar Silvia und Sepp Sutter mit den drei Töchtern hatte sich entschieden, in Steinach die Reinigung zu betreiben. Zu diesem Zeitpunkt bewohnten sie kein Haus, doch in Steinach war in jenen Jahren der Bauboom ausgebrochen. Neue Wohnungen warteten im Mühlegut auf die Besitzer. Es war übrigens die erste Überbauung, die man mit einem Lift ausrüstete. Für das Ehepaar war der Kauf einer Wohnung in der Überbauung eine gute Lösung. Im Jahr 1980 stand aber ein Haus an der Weidenhofstrasse aus der Erbmasse der Erbengemeinschaft Wirz zur Versteigerung. Er ersteigerte das 400jährige Haus in bester Lage, fast am Ufer des Bodensees. Das Alter des Gebäudes war gut sichtbar. Und so sprach bei der Renovation auch der Denkmalschutz ein Wörtchen mit. Auf der westlichen Seite, beim heutigen Auseingang, befand sich noch ein kleiner Stall. „Da hatte es noch Platz für eine Kuh und eine Geiss“, sagte Sutter und mit dem alten Kachelofen, den schon die Vorbesitzer nutzten, heizt das Ehepaar noch heute. Beim Umbau des alten Hauses musste Sepp Sutter mit dem Denkmalschutz einen rechten Strauss ausfechten, wurden ihm doch rechte Auflagen gemacht. Anderseits kämpfte er auch gegen seinen Architekten, dessen Credo es war, die Holzwände in dem Denkmal geschützten Haus durch Backsteinwände zu ersetzen. Doch auf diese Art der Renovation liess sich der Hausbesitzer nicht ein. Nicht nur die originalen Holzwände blieben erhalten, sondern sie wurden auch befreit vom Täfer mit der Isolation aus Zeitungen und Seegras und die Balken der Riegelbauweise wurden sichtbar. Ebenso erfolgte beim Umbau der bisherigen Decke eine Bearbeitung. Und so blieb vom Haus das frühere Ambiente im neuen Kleid erhalten. Es sind da und dort Elemente zu sehen, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Und zwischen diese Elementen sind da und dort sogenannte „Gschell“ (Senntumsschellen) zu bewundern, Preise, die Kranzschwinger Schiess im Rahmen seiner sportlichen Tätigkeit gewonnen hat.

Das Interieur des Hauses verrät einiges über seine Vergangenheit.

Kranzschwinger, Metzger und Reinigungsfachmann im Ruhestand, Sepp Sutter vor dem Gredhaus, dem Standort seiner ehemaligen Reinigungsfirma.

Der Kauf eines Bauernhauses ohne Umschwung

Nach Abschluss seiner Tätigkeit im Jahr 1996 im Gredhaus, im Alter von 56 Jahren, musste aber das Leben weiter gehen. Der Kauf einer Liegenschaft im bündnerischen Trin, ein Bauernhaus ohne Umschwung, bedeutete für ihn erneut einen Treffer ins Schwarze. Ein Gefrierraum war in dem Haus bereits vorhanden und so lag der Entscheid nahe, künftig wieder im Bereich der Metzgerei tätig zu sein. Man mag sich nun fragen, ob alles, was Sepp Sutter in die Hand nahm, von Erfolg gekrönt war. Ein Blick nach vorne, bis zu dem Tag, als er im Alter von 80 Jahren seine Tätigkeit in Trin beendete, ist das zu bejahen. Und so lohnt es sich, auch ein Auge voll aus dieser Zeit zu nehmen. Seine metzgerische Tätigkeit basierte über diese Jahre vor allem auf der Zusammenarbeit mit Landwirten und Jägern. Er verstand die Kunden, er wusste, wie er für sie arbeiten musste, um Erfolg zu haben. (Vielleicht hat das etwas mit seiner Herkunft zu tun, er ist Innerrhoder). Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass er mit dem Heuboden über einen sehr gut durchlüfteten Raum verfügte. „Dort oben hing gelegentlich Fleisch zum Trocknen im Wert von mehreren tausend Franken“, sagte Sutter mit strahlendem Lächeln und sicher schönen Gedanken an diese Zeiten. (Text: Fritz Heinze)

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