Am 19. September 2023 verstarb Guido Wüst im Alter von 80 Jahren. Er war von 1981 bis 2007 Gemeindepräsident von Steinach.
Der aus dem Rheintal stammende Guido Wüst übernahm das Amt als damaliger Gemeindeammann im Januar 1981. Vorgängig hatte er in Bad Ragaz während einem Jahrzehnt das Amt des Gemeindeschreibers inne. Der Beginn seines Wirkens in Steinach als Mann im besten Alter setzte da und dort Zeichen mit der Überführung des kleinen Dorfes am See in eine stattliche Wohngemeinde. Ein Blick auf seine realisierten Projekte innerhalb seiner Amtszeit zeigt, dass der CVP-Politiker seinen Blick stets nach vorne gerichtet hatte und Steinach unter seiner Leitung nicht ein Bauerndorf bleiben sollte, sondern auch viel für Gewerbe und Industrie getan wurde. Mit der Betriebseröffnung der international tätigen Firma AMP im Jahr 1986 und der damit verbundenen Verschiebung der Europa-Zentrale der Firma von Deutschland nach Steinach und dem Bau des Firmengebäudes an der Ampèrestrasse (später TE Connectivity, heute IQAir AG) wurden in Steinach Akzente gesetzt. Und die Tatsache, dass er seit der Gründung der Rotary-Sektion Oberer Bodensee Mitglied war, zeigt seine Vernetzung auf alle Seiten.
Dass Gemeindepräsident Guido Wüst ein Mann war, der „gerne in die Hände gespuckt hatte“ auch schon mal bei einem Spatenstich im Bagger fahrend fotografiert wurde zeigt, dass er ein Mann der Tat war. Immer präsent und auch immer bereit, den Pressevertretern in einem Interview Red‘ und Antwort zu stehen. Mit der Realisierung des Gemeindezentrums, das ein Gemeinschaftswerk der kath. Pfarrei Steinach und der Politischen Gemeinde ist, bewies er, dass nur eine gute Zusammenarbeit zielführend ist. Eugen Halter, der damalige Kirchenverwaltungsratspräsident, kann davon ein Lied singen. In der Bevölkerung hatte das Projekt zu diesem Zeitpunkt höchste Priorität und sein heutiger Nutzen und seine Beliebtheit zeugen von der Richtigkeit des Projektes.
Den Blick nach vorne richtete Guido Wüst mit dem Gemeinderat auch beim Bau des Gartenhof – Betreutes Wohnen im Jahr 2000. Im August 1997 stimmte die Einwohnerschaft einstimmig dem Kauf der Liegenschaft des Weidenhofareals zu. „Zum Zeitpunkt der Fertigstellung wird Steinach der Ort mit der modernsten Wohnanlage dieser Art in der Schweiz sein“ war der Presse zu entnehmen. Seine Tätigkeit als Gemeindepräsident von Steinach war geprägt von Weitsicht und Bürgernähe und dem steten Bemühen, sachgerechte Lösungen zu finden. Dabei war ihm nicht nur das Ziel wichtig, er behielt auch stets den Menschen im Auge. In Steinach etwas bewirken zu können, war ihm wichtig und sein Stolz auf „seine Gemeinde“ war nicht zu übersehen. Das Projekt, dessen Realisierung ihn fast durch seine ganze Amtszeit als Gemeindepräsident begleitete, war der Bau der SBB-Haltestelle Steinach. Beweisführungen und Bedürfnisnachweise und viel Überzeugungsarbeit waren notwendig für den Bau der Haltestelle, die heute niemand mehr missen möchte. Im Februar 2007 erfolgte die Einweihung. Es war ein Fest für die Bevölkerung und für ihn persönlich. Der alt Gemeindepräsident Guido Wüst konnte damit ein Werk zu Ende bringen, dass die Ortschaft künftig prägt.
Und so machte die Politik oft vor dem Familientisch nicht halt, die auch im Kreis der Familie zu lebhaften Diskussionen führte. Denn Guido Wüst war kein Gemeindepräsident mit einem acht oder zehn Stunden Tag. Das Thema Gemeindeleitung beschäftigte ihn zu sehr, als dass es da jederzeit ein Abschalten geben würde. Aber ebenso alt wie sein Drang, wichtige Projekte zu realisieren, ist im privaten Bereich seine grosse Liebe zu seinem Schrebergarten. Vor allem an Samstagen war er oft in diesem anzutreffen. Mit der Unterstützung durch Gattin Ruth baute Guido Wüst in seinem Garten eine Vielzahl verschiedener Gemüse an, von welchen die ganze Familie das Jahr über zehren durfte. Fast so wichtig wie das Gärtnern selbst, waren für ihn aber die Begegnungen mit den Gartennachbarn. Für ein Gespräch und ab und zu einem Bier zwischendurch war er stets offen. (Text: Fritz Heinze, Steinach)
