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Die neue Steinach – mit viel Natur

Grossandrang im Gemeindesaal zur Informationsveranstaltung der Gemeindeleitung über die Renaturierung der Steinach. Mit grossem Interesse verfolgten die Anwesenden die Referate zum Thema. Die letzte Skepsis bei der Bevölkerung scheint aber noch nicht verflogen zu sein. Und es mangelte denn auch nach Abschluss der Versammlung beim Umtrunk nicht an Diskussionsthemen, von der Kostenfrage bis hin zum Umzug der Familiengärten entlang der Steinach.

Es war ein Abend mit viel Brisanz. Bachsanierungen gehören heute noch nicht zum Routinegeschäft von Gemeinden, den zuständigen Instanzen beim Kanton und der Privatwirtschaft. Ein Aspekt der immer wieder gehört und erfühlt werden konnte. Man bewegt sich auf unbekanntem Terrain. Doch Gemeindepräsident Michael Aebisegger ging mit viel Optimismus an den Informationsabend unter dem Motto „Hier erhalten Sie Updates zur Bachsanierung Steinach aus erster Hand“. Der grosse Aufmarsch an Referenten belegte die Wichtigkeit des Anlasses, des gesamten Projekts und Aebisegger unterstrich auch die Tatsache, dass es ein Generationenprojekt von grosser Bedeutung sei. Erklärend griff er zurück auf die wichtigsten Eckdaten der Steinach. Im Jahr 1870 sei sie auf die landwirtschaftlichen Flächen östlich des Dorfes verlegt worden und im Verlaufe der Jahre, bedingt durch die die Vergrösserung der Ortschaft, wieder in den Dorfteil zurückgekehrt. Die Verbauungen sind nach 150 Jahren am Lebensende und zwischenzeitlich stehen auch Reparaturen an. Die Hochwasser 2011 und 2018 haben deutlich aufgezeigt, dass das der heutige Zustand der Steinach für den Hochwasserschutz nichtmehr ausreicht. Die Zielsetzung lautet die mögliche Wasserabflussmenge gegenüber heute zu verdoppeln. Ebenso wird die Situation der Umwelt nichtmehr gerecht  Das Gedeihen der Seeforelle ist stark beeinträchtigt. 2009 erfolgte die Machbarkeitsstudie gemeinsam mit der Bevölkerung und von 2014 bis 2018 folgte die Ausarbeitung des Projektes. Nachbesserungen im Bereich Natur wurden notwendig. An der Bürgerversammlung 2013 wurde dem Projektierungskredit von 1.5 Mio. Franken zugestimmt.

Im Anschluss an die Vorträge nutzen die Anwesenden beim Umtrunk die Gelegenheit für Diskussionen.
Informationen aus erster Hand.
Gemeindepräsident Michael Aebisegger am Mikrophon. Auf dem Bild links Urs Dünnenberger von der Projektentwicklungsfirma.

Die Zielsetzungen für die Renaturierung der drei Kilometer Bachlauf vom Gallussteg bis zur Steinachmündung definiert der Gemeindepräsident wie folgt: Hochwasserschutz mit sichergestellter Abflusskapazität, die Lebendräume sichern und verbessern sowie die Zugänglichkeit zum Wasser erleichtern, was für die Ortschaft ein Standortvorteil sei.

In einem ersten Vortrag beleuchtete Fabio Wyrsch, Fachbereich Wasserbau, Flussbau AG, Zürich die Vorgehensweise im Bereich des Wasserbaues mit detaillierten Angaben, beschrieb dem konkreten Verlauf der Steinach mit dem Rückbau von Sperren, dem Einbau von Schwemmholzrechen und den Gerinneverbreiterungen. In der Dokumentation wurden die Unterschiede veranschaulicht bezüglich den potenziellen Überflutungsflächen vor und nach den Eingriffen. Peter Rey, Fachbereich Ökologie, Hydra AG, St.Gallen, beschrieb das Projekt aus ökologischer Sicht. Er definierte die Projektziele für die Wasserlebensräume und die Landlebensräume. Bei den ersteren setzte er die Priorität auf die Beseitigung der Hindernisse bis zum Gallussteg und die Beschattung der Steinach oberhalb von Obersteinach. Bei den zweiten der Verbesserung der Querprofile des Bachlaufes und die standorttypische Vegetation. Besonders beleuchtete er die Situation der Seeforellen bezüglich Wassertemperatur und unterstrich die Wichtigkeit der Erhaltung des Baumbestandes. Eindrücklich präsentierte sich die Visualisierung des Geländeabschnittes auf Höhe der Firma Hartchrom (oberstes Bild) mit Blick zum Bodensee. Ein ungewohnter Anblick, eine noch fremde Welt.

Dass an diesem Infoabend die SBB ihre Vertreter nach Steinach gesandt hatten, war besonders für den Gemeindepräsidenten ein Highlight. Denn diesen Partner im Boot zu haben hat seine Wichtigkeit. Salman Burak, Gesamtprojektleiter SBB nahm Stellung zu der aktuellen Vorgehensweise beim Ersetzten der SBB-Brücke innerhalb des Gesamtprojektes. Er bekräftigte, dass die SBB bemüht seien, das Projekt erfolgreich gemeinsam zu Ende zu führen. Erwähnt wurde die Situation bei den letzten zwei Hochwassern. Der Übergang für Velo und Fussgänger wird abgetrennt von der SBB-Brücke. Es erfolgt eine Bachbettbreite von 10 Metern. Eine Erhöhung der Brücke sei vom Gleisniveau her nicht möglich. Gearbeitet werde mit fertigen Elementen, dass der Unterbruch des Bahnbetriebes möglichst kurz sei. Aus finanzieller Sicht sind zwei weitere Teilprojekte hinzugekommen: Der Umzug der Familiengärten der Ortsgemeinde erfolgt nun definitiv. Hinzu kommt allerdings, dass vor der Benutzung der Parzelle 143 in der Bleiche noch Vorarbeiten geleistet werden müssen. Im Weiteren soll der Gallussteg, ein wichtiges Teilstück im Wanderwegnetz in der Region Steinach und im Steinachtobel und errichtet im Jahr 1974 vom Steinacher Turnverein, im Zug der Renaturalisierung der Steinach erneuert wird.

Der Weg zum bewilligungsfähigen Projekt:

             Kommunale Abstimmung über Baukredit                       9. Juni 2024

             Mitwirkung Gewässerraum                                                10. Juni – 5. Juli 2024

             Vernehmlassung zur Freigabe für öffentliche Auflage  27. Nov. 2024

             Öffentliche Auflage Bachsanierung                                  Frühling 2025

Die finanziellen Aufwendungen

Die Investitionskosten für das Projekt inkl. SBB-Brücke belaufen sich aktuell auf ca. 30 bis 33 Mio. Franken. Der Beitrag der Gemeinde Steinach dürfte bei ca. 10 bis 12 Mio. Franken liegen. Was die detaillierten, konkreten Kosten betrifft verweist Michael Aebisegger auf die Botschaft zur Abstimmung am 9. Juni 2024.

Die allgemeine Umfrage wurde rege benutzt. Es war unverkennbar, dass das Projekt nicht nur jene Einwohner betrifft, deren Wohnsitz Hochwasser gefährdet ist, sondern es auch aus finanzieller Sicht ein Thema ist, das alle betrifft.  Beunruhigt nahmen etliche Anwesende die aktuell vorhandenen, breit gestreuten Kostenaufwände zur Kenntnis und Fragen gingen auch in Richtung allfälliger Nachtragskredite. Zusammenfassend darf festgestellt werden, dass das Projekt, obwohl die Realisierung notwendig ist, sich noch nicht „in trockenen Tüchern“ befindet. Die Meinungen gehen auseinander. Doch mit dem Informationsabend hat die Gemeindeleitung einen wesentlichen Beitrag zur Meinungsbildung getan und den Grossaufmarsch an Fachkräften nicht gescheut. (Text und Bilder: Fritz Heinze)

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